Bautechniken

Letzte Nachführung am 19 März 2023 um 12:35 Uhr
Abhängig von den Wünschen, dem zur Verfügung stehenden Budget und der Zeit, die für den Bau eines Boots aus Holz aufgewendet werden kann, stehen verschiedene Bautechniken zur Wahl. Die nachstehende Aufzählung ist aufsteigend nach dem pro Bautechnik erforderlichen Bauaufwand sortiert.

  • Bauen mit einem textilbespannten Traggerüst
  • Bauen mit Sperrholz
  • Bauen mit Leisten
  • Hybrid – Bauen mit einer Kombination unterschiedlicher Techniken
  • Bauen mit Festholz und Baumwollgewebe (Wood and Canvas – historisch interessant)
  • Bauen mit Festholz

Zu den unterschiedlichen Bauweisen sind zahlreiche Bücher und Baupläne im Internet zu finden. Einige davon, die in meinem Bücherregal stehen, finden Sie hier.

Da ich derzeit vor allem mit Holz baue, verzichte ich darauf, Bauweisen für Kunststoffboote zu beschreiben. Der Bau mit Kunststoffen erfordert immer den Bau von irgend einer Art von Form. Der Aufwand dafür lohnt sich in der Regel nur dann, wenn mehrere genau gleiche Boote gebaut werden sollen. Und wenn Sie ein gutes Ergebnis haben wollen, ist diese Bauweise mindestens so aufwendig wie das Bauen mit Holz. Literatur zum Bauen mit Kunststoff finden Sie ebenfalls in meiner Bücherliste.

Textilbespannt – Skin on Frame

Die hier beschriebenen Bautechniken ermöglichen – abhängig von der Konstruktion und den verwenden Materialien – den Bau sehr robuster und trotzdem leichter Boote. Abhängig von Ihren Wünschen und Vorlieben (ultraleicht, konventionell,  traditionell oder zerlegbar) können Sie mit einer dieser Bautechniken Boote mit extrem unterschiedlichen Formen und Eigenschaften bauen.

Der Bootskörper besteht aus einer Kombination von miteinander verbundenen Rahmen oder Rippen und Leisten (Tragstruktur / Skelett), das mit einem wasserdicht beschichteten Gewebe bespannt wird. Diese Bauart wird sowohl für starre Boote als auch für Faltboote verwendet.

Die Tragstruktur kann mit unterschiedlichen Verfahren, aus unterschiedlichen Materialien und mit unterschiedlichen Eigenschaften gebaut werden

Traditionell – Low Tech – Historisch

Der am Nachbau eines historischen Kajaks oder Kanadiers Interessierte findet in einigen Büchern Beschreibungen und Pläne von in Museen ausgestellten Booten. Die ausstellenden Museen sind manchmal in der Lage, die in den Büchern sehr klein dargestellten Tragstruktur-Konstruktionen in der Form von Plänen in einem grösseren Massstab zu liefern.
Das Studium dieser manchmal handwerklich wirklich exzellent ausgeführten Konstruktionen – sie wurden oft über einen sehr langen Zeitraum laufend weiterentwickelt – ist immer interessant. Man lernt dabei eine Menge über die Geschichte der Regionen, aus denen sie stammen, und der Völker, die sie gebaut und verwendet haben.
Ein historisch korrekter Nachbau ist immer sehr zeitaufwendig. Ausserdem sollte sich der Nachbauer bewusst sein, dass nicht alle historischen Boote wirklich gute Fahreigenschaften hatten.

Traditionell – Low Tech – West Groenland Kayak

Die traditionelle Bauweise (z.B. West Groenland) benötigt kein Baugerüst. Sie verwendet zwei gebogene Bretter als Basis, in die mit Dampf gebogene Rippen von unten in Zapflöcher in den Brettern gesteckt werden. Die Enden der Bretter sind vorne und hinten mit je einem Stevenbrett verbunden. Der Brettabstand wird mit horizontal in Zapflöcher eingefügten Leisten fixiert. Eine längs verlaufende Kielleiste und zwei ebenfalls in der Längsrichtung verlaufende seitliche Leisten (Chines) komplettieren das Skelett. Das Gerippe wird mit einfachen Werkzeugen (Handbohrer, Stechbeitel, Handsäge und Messer) und ohne Nägel, Schrauben oder Leim zusammengefügt. Es wird nur durch Holzdübel und durch das Zusammenbinden der Teile mit künstlicher Sehne zusammengehalten.

Modern – Low Tech

Brian Schulz von Cape Falcon Kayaks hat ein System entwickelt, mit dem sich sowohl Kajaks als auch Kanadier wie oben unter „Traditionell – Low Tech“ beschrieben bauen lassen. Seine Bautechnik braucht kein Baugerüst. Sie ermöglicht den Bau von leichten, robusten und, wenn man das haben möchte, absolut genau ineinander passenden Kanadiern. Sein Vorgehen ist extrem gut durchdacht, und seine Video-Kurse sind in Anbetracht des sehr umfangreichen und anschaulichen Inhalts jeden Dollar wert.

Fuselage Frame

Diese Bauweise verwendet Steven und Spanten, die aus Bootsbausperrholz oder anderen geeigneten Materialien gefertigt sind. Die längs verlaufenden Leisten für Kiel und Stringer kommen in Ausschnitte in den Spanten zu liegen, und sie laufen an je einem Steven an Bug und Heck zusammen. Diese Bauart erfordert ein einfaches Baugerüst. Sie ermöglicht den einfachen und schnellen Bau eines Skeletts ohne die Notwendigkeit, irgendwelche Bauteile wie zum Beispiel Rippen biegen zu müssen.Zur Verbindung der Einzelteile werden alle möglichen Verfahren angewendet, sei es nun Binden, Schrauben oder Kleben.

Diese Bauart ist insbesondere für Anfänger im Bootsbau sehr gut geeignet. Mit ihr lassen sich Kajaks, Kanadier, Ruder- und Segelboote bauen.

Fuselage Frame ist meiner Meinung nach die schnellste und einfachste Methode, um ein gutes und leichtes Boot zu bauen.

Geodätische Tragstruktur Superleicht

Sehr dünne Längsleisten (z.B. aus Kiefer) werden auf einer einfachen Bauform aufgespannt und an den Enden mit Epoxy mit den Stevenbrettern verklebt. Als Nächstes werden die ebenfalls sehr dünnen Rippen (z.B. aus Esche) mit Dampf erhitzt und in die von den Längsleisten vorgegebene Form gebogen. Nach dem vollständigen Trocknen der Rippen werden diese mit Epoxy mit den Längsleisten verleimt. Das Skelett wird mit kreuzweise verlaufenden Kevlarfäden verspannt. Deren Enden werden am oberen Rand des Bootskörpers festgeklebt. Dieses Traggerüst (Fuselage Frame) wird mit Polyestergewebe (mit Wärme spannbares Dacron) überzogen. Die Bespannung wird mit einem guten Polyurethan-Bootslack wasserdicht gemacht.

Abschliessend erhält der Bootskörper eine zusätzliche Verstärkung. Diese besteht aus einem in das Boot eingelegten Bretterboden und aus aussen aufgeschraubten  Scheuerleisten und einer ebenfalls aufgeschraubten Steven- und Kielleiste.

Faltboot

Die Konstruktion und der Bau eines guten Faltbootskeletts ist anspruchsvoll. Um ein gutes Boot zu bekommen, ist ein Baugerüst zur Fixierung der Bauteile erforderlich. Das Traggerüst eines Faltboots besteht aus Quer-Spanten, je einem Steven vorne und hinten und aus Längsträgern, die diese Teile verbinden. Alle Teile sind mit lösbaren Verbindungen miteinander verbunden.
Essentiell für ein gutes Faltboot ist die Steifigkeit des Traggerüsts. Entgegen einer weit verbreiteten Auffassung wird ein Faltboot nicht durch seine Stoffbespannung zusammengehalten. Alle Teile des Traggerüsts müssen so gebaut und miteinander verbunden sein, dass sie ohne grössere Verformung sowohl Zug- als auch Druckkräfte aufnehmen können. Ausserdem muss das Traggerüst über eine kräftige Spannvorrichtung verfügen. Diese stellt sicher, dass die Bespannung des aufgebauten Boots straff und faltenfrei auf dem Traggerüst aufliegt.
Der Arbeitsaufwand und die Kosten für einen Selbstbau sind hoch. Er lohnt eigentlich nur dann, wenn Sie etwas ganz Besonderes haben möchten, das so im Handel nicht zu finden ist.
Sehr empfehlenswert für Selbstbauer von Faltbooten sind die beiden Bände Eskimokajaks auf Gebirgsflüssen, Band 1 und Band2.

Bespannung (Skin)

Die heute gebräuchlichsten Bespannungsmaterialien sind Nylon, Dacron (Polyester), Polyvinyl, Hypalon oder mit PVC beschichtete Planenstoffe.
Als Beschichtung für nicht wasserdichte Gewebe wird oft elastisch aushärtendes Polyurethan verwendet.
Solche Bespannungen sind bei einigermassen sorgfältigem Umgang mit dem Boot sehr robust und haltbar. Das Einzige, was sie nicht mögen, sind Zusammenstösse mit extrem scharfen Kanten oder spitzen Gegenständen, welche die Bootshaut wie ein Messer aufschlitzen können. Beim normalen Betrieb kommt so etwas aber extrem selten vor.

Anbieter

Bausätze und Pläne für textilbespannte Boote bekommen Sie bei mir, bei Kudzu Craft USA, bei Geodesic AiroLITE Design USA und etlichen anderen Anbietern. Zahlreiche kostenlose Baupläne und Bauanleitungen für mit PVC-Plane bespannte Kajaks und Faltkajaks gibt es von Thomas Yost.
Des weiteren gibt es auch etliche Bücher zu diesem Thema (vor allem in Englisch, aber nur einige wenige in Deutsch).

Sperrholz

Der Bootbau mit Sperrholz ist eine einfache und schnelle Technik, um ein Boot zu bauen. Der Rumpf, das Deck und allfällige Verstärkungen im Bootsinneren bestehen aus Platten, die aus Bootbausperrholz passender Dicke zugeschnitten werden. Diese Bauteile werden an den Kanten mit Epoxid-Kleber (und bei Bedarf zusätzlich mit Glasgewebestreifen zur Verstärkung) miteinander verbunden. Das fertige Boot ist je nach dem Verwendungszweck des Boots entweder mit Glasgewebe und Epoxid beschichtet  oder mit einem Anstrich mit Epoxid wasserfest versiegelt.

Diese Bauweise ermöglicht es auch handwerklich nicht besonders versierten Personen, innert recht kurzer Zeit selber ein schönes Holzboot zu bauen.

Einschränkungen bei der Bootsform

Sperrholz lässt sich nur sehr begrenzt in mehr als einer Richtung biegen. Eine Aussenhaut aus Sperrholz hat daher immer längs dem Rumpf verlaufende Kanten (Rumpfform Knick-Spant – d.h. harte Kanten an den Plattenstössen). Ungeachtet dessen kreieren gute Designer auch mit diesem Material hochelegante und schnelle Boote.
Eine Ausnahme davon sind Boote, deren Aussenhaut laminiert ist. Diese besteht in dem Fall aus mehreren Schichten von schräg zum Rumpf und rechtwinklig zueinander verlaufenden und miteinander verleimten Sperrholzstreifen.

Stitch-and-Glue

Die Stitch-and-Glue Technik (Nähen und Kleben) ist die einfachste und schnellste Art, ein Boot aus Sperrholz zu bauen.
Diese Bauweise ergibt ein leichtes und sehr robustes Boot.

Die exakt zugeschnittenen Bauteile werden mit Draht zusammengebunden und danach an den Stossfugen mit Epoxid verklebt. Nach dem vollständigen Aushärten der Verklebung werden die Binderdähte entfernt. Der so entstandene Bootskörper wird dann entweder mit einer oder mehreren Schichten mit Epoxid getränktem Glasgewebe beschichtet oder durch einen Anstrich mit Epoxid wasserfest gemacht.

Anbieter

Bausätze und Pläne für Stitch and Glue Boote bekommen Sie bei mir, bei CLC Boats USA, bei Fyne Boat Kits UK, bei Berger Boote Deutschland, bei Angus Rowboats USA, bei Guillemot Kayaks USA und bei zahlreichen anderen Anbietern.
Die Bootsbaugarage von Axel Schmid Schweiz bietet einen Bausatz für das von Axel selbst entwickelte vielseitige Segelkanu Artemis an.

LapStitch

LapStitch ist eine im Jahr 1997 von Chesapeake Light Craft in den USA entwickelte und von dieser Firma patentierte Baumethode (Patent Nr. 6.142.093).
Sie ermöglicht den Bau von Lapstrake-Booten ohne die dafür sonst erforderlichen Formen und komplexen „Stoss-Schrägen“.

Die einzelnen Planken werden wie bei der herkömmlichen Stitch-and-Glue Technik mir Draht zuasammengebunden und mit Epoxy-Kleber fest miteinander verbunden. Ein in jede Planke eingefräster Falz stellt sicher, dass sich die aneinandergefügten Planken selbsttätig und korrekt zueinander ausrichten.  Die miteinander verleimten Planken und die mit Epoxidharz gefüllten Fugen an den Plankenstössen ergeben einen sehr steifen und starken Rumpf, der das Aussehen eines traditionellen geklinkerten Bootsrumpfs hat.

Besondere handwerkliche Fähigkeiten sind für den Bau mit dieser Methode nicht erforderlich.

Die Stärke der LapStitch™ Verbindung ist so groß, dass die Entwürfe vergleichsweise wenig Glasfaser- oder Kehlnahtarbeit erfordern, wodurch sie besonders leicht zu bauen sind. Das von CLC Boats entwickelte System kombiniert die unbestrittene Anmut von Lapstrake-Rümpfen mit der bewährten Leichtigkeit der Stitch-and Glue Konstruktion. CLC Boats ist heute in der Lage, mit Hilfe einer hochentwickelten Computerdesignsoftware Rumpfformen zu entwerfen, die eine runde Bodenform haben, ohne dass das Holz gespannt oder in mehr als einer Richtung gebogen werden muss.

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Bausätze für LapStitch Boote (ein Patent der Firma CLC Boats USA) bekommen Sie bei CLC Boats USA, bei Fyne Boat Kits UK und bei Berger Boote Deutschland.

Beplanktes Tragwerk

Bei dieser Technik wird ein konventionell aus Längs- und Querträgern aufgebautes Tragwerk mit Sperrholz beplankt. Die Beplankung wird dabei mit dem Tragwerk verleimt. Diese Bauweise ist erheblich aufwendiger als die Stitch-and-Glue Methode. Sie drängt sich insbesondere bei kleinen Booten nicht unbedingt auf, es sei denn, dass das Boot für den vorgesehenen Einsatzzweck besonders stabil und oder leicht sein muss.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Beplankung

  • Rumpf mit Längs verlaufenden Kanten – Beplankte Hülle
    Bei der einfachsten Form verlaufen die Planken längs zum Rumpf. Sie sind an den Stosskanten passend angeschrägt und miteinander verleimt. Sowohl der Bauaufwand als auch das erforderliche handwerkliche Können sind moderat.

Sport-Ruderboot Kingfisher, Design Greame King, Bau Matt Damon, USA

  • Runder Rumpf ohne Kanten – Laminierte Hülle
    Viel aufwendiger ist die Anfertigung eines Rumpfs mit laminierten Sperrholz- oder Furnierstreifen. Der Bauaufwand ist hoch bis sehr hoch, und dasselbe gilt für die erforderlichen handwerklichen Fähigkeiten. Diese Art der Beplankung besteht aus mehreren Schichten von aufeinander liegenden und mit Epoxid miteinander verleimten schmalen Sperrholz- oder Furnierstreifen. Jede einzelne Schicht verläuft in einem bestimmten Winkel zur Längsachse des Rumpfs. Die einzelnen Schichten werden meistens in einem rechten Winkel zueinander angebracht. Die Anzahl der Schichten definiert die Wanddicke des Rumpfs. Für ein gutes und stabiles Ergebnis müssen die gebogenen langen Stosskanten aller Streifen perfekt und absolut lückenlos aneinander passen. Sowohl die korrekte Ermittlung und Zeichnung dieser Kurven auf den einzelnen schmalen Sperrholz- oder Furnierstreifen als auch deren Herstellung sind schwierig und sehr zeitaufwendig. Zudem muss jede einzelne Schicht vor dem Aufbringen der nächsten Schicht absolut glatt und fehlerfrei sein. Mehr dazu ist hier zu finden.
    Wenn es gut gemacht wurde, dann ist das Ergebnis umwerfend schön.

Leisten

Die nebst dem Laminieren wohl aufwendigste, aber im Ergebnis wohl eine der schönsten Arten, ein Boot zu bauen.
Holzleisten mit den Abmessungen von ca. 3-6 x 20 Millimeter werden auf einer vorgefertigten Form an den Schmalseiten miteinander verleimt. Der Bootskörper wird geschliffen und beidseitig mit einer oder mehreren Schichten von mit Epoxid getränktem Glasgewebe beschichtet. Für Boote mit geschlossenem Deck werden der Rumpf und das Deck gesondert angefertigt und am Schluss miteinander verbunden.

Da sich dünne und schmale Leisten gut verformen lassen, ermöglicht die Leistenbauweise dem erfahrenen Bootsbauer den Bau von extrem eleganten, wunderschönen und  damit auch immer einzigartigen Booten.

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Bausätze und Pläne für leistenbeplankte Boote bekommen Sie bei mir, bei CLC Boats USA, bei Fyne Boat Kits UK, bei Berger Boote Deutschland und zahlreichen anderen Anbietern. Des weiteren gibt es etliche Bücher zu diesem Thema, zum Beispiel von Guillemot Kayaks USA.

Hybrid

Der Bootskörper wird mit unterschiedlichen Bauweisen gefertigt. So kann zum Beispiel ein Sperrholzrumpf mit einem Leistendeck versehen werden. Oder das Deck eines Trainingsruderboots wird aus Gewichtsgründen mit Dacron-Gewebe bespannt.

Das hier gezeigte Trainingsruderboot Kingfisher wurde von Todd Damon in den USA gebaut. Mehr Photos dieses perfekt gebauten Boots sind hier zu finden.

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Bausätze und Pläne für Hybrid Boote bekommen Sie bei mir, bei CLC Boats USA, bei Fyne Boat Kits UK, bei Berger Boote Deutschland, bei Wooden Boat Store USA und zahlreichen anderen Anbietern. Des weiteren gibt es etliche Bücher zu diesem Thema.

Wood and Canvas

Wood and Canvas ist eine recht alte (und heute sicher veraltete) Bautechnik für den Bau von offenen Kanadiern. Sie hat als Nachfolgerin der ursprünglichen Bautechnik mit Birkenrinde und Birkenteer ihre grosse Zeit zur Zeit des fortgeschrittenen Fellhandels auf den grossen Seen in Nordamerika und Kanada gehabt. Mit dieser Technik liessen sich mit den zu dieser Zeit vorhandenen Materialien Boote in Serie, effizient (ohne die langwierige Suche nach geeigneten grossen Rindenstücken) und relativ schnell (schneller als mit Birkenrinde) herstellen. Diese Bautechnik erfordert eine sehr stabile, komplett mit Stahlblech  überzogene Positivform. Der Bau einer guten Form ist mit einem Bauaufwand von um die 400 Stunden verbunden. Die Arbeit ist handwerklich anspruchsvoll, aufwendig und auch teuer.

Beim Bau werden als Erstes alle vorher genau zugeschnittenen Rippen mit heissem Dampf geschmeidig gemacht, auf die Form gebogen und auf dieser festgespannt. Diese Rippen haben zueinander einen Abstand von 10 – 15 cm. Bei einer empfehlenswerten Bootslänge von um die 5 Metern kommt da schon Einiges zusammen. Das Holz für die Rippen (z.B. Weisszeder) muss ungetrocknet, astfrei und gut biegbar sein. Die Beschaffung von solchem „grünem“ Holz ist heutzutage sehr schwierig und auch teuer geworden. Nahezu alles Schnittholz wird heute, um die Zeit bis zur nachfolgenden Verarbeitung zu verkürzen, nach dem Zuschneiden sofort ofengetrocknet. Die danach verbleibende sehr geringe Feuchte im Holz macht das Biegen auch nach vorherigem tagelangem Wässern sehr mühsam oder gar unmöglich.

Nach dem vollständigen Trocknen der auf die Form gebogenen Rippen wird die Rumpfbeplankung aufgebracht. Sie besteht aus 8 – 10 cm breiten Planken, welche aneinandergefügt und mit Messingnägeln mit den Rippen vernagelt werden. Diese Planken sind so zugeschnitten und gehobelt, dass sie der gebogenen Form des Bootes folgen und soweit irgend möglich lückenlos aneinander passen. Das auf der Form befindliche Stahlblech biegt die Spitzen der durch die Planken und die Rippen getriebenen etwas zu langen Nägel um. Erst das sorgt für eine sichere Verbindung von Planken und Rippen. In einem nächsten, handwerklich ebenfalls recht anspruchsvollen Schritt werden die Plankenenden so zusammengefügt, dass Sie an Bug und Heck einen schön geschwungenen geschlossenen Abschluss bilden.

Dann wird das Boot aussen mit Baumwollstoff bespannt. Dieser Stoff muss mit sehr grosser Kraft so gespannt werden, dass er nirgendwo Falten wirft und dass er auch auf der gesamten Fläche eine gewisse Spannung hat und beibehält. Dieser Vorgang erfordert eine sehr stabile Form, ebensolche Spannvorrichtungen in der Werkstatt und mehrere Helfer. Nur so ist sichergestellt, dass das fertige Boot während längerer Zeit ansehnlich und auch dicht bleibt. Die Stoffbespannung wird anschliessend mit einem oder mehreren Anstrichen mit irgend einer ölhaltigen Farbe wasserdicht gemacht.

Die so gefertigten Boote sind ziemlich robust, aber auch relativ schwer. Da ihr Inneres auch eingedrungenes Wasser aufsaugen kann, können sie im Gebrauch noch schwerer werden.
Damit sie nicht allzuschnell verrotten, sollten solche Boote nach jedem Gebrauch immer sorgfältig und vollständig gereinigt und getrocknet werden.

Eine Warnung

Dieses Bauverfahren ist anbspruchsvoll. Es erfordert sehr gute handwerkliche Fertigkeiten und eine hohe Anfangsinvestition an Zeit und Geld.

Der Bau erfordert zwingend eine sehr robuste Bauform. Mit dieser können ein oder mehrere Booten gebaut werden. Der Zeitaufwand für den Bau der Form beläuft sich auf bis zu 400 Stunden, und das dafür erforderliche Material macht sie zudem recht teuer. Das lohnt sich eigentlich nur, wenn eine grössere Anzahl genau gleicher Boote gebaut werden sollen.

Ich kann Ihnen deshalb einen Wood and Canvas Bau nicht empfehlen, es sei denn, Sie wollen aus historischem Interesse ein solches Boot bauen oder mehrere gleiche Boote anfertigen und Sie sind zudem bereit, dafür sehr viel Zeit und auch beträchtliche Mittel zu investieren.

Bauen mit Festholz

Die traditionelle Art, ein Boot oder aber auch ein grosses Schiff zu bauen.
Solche Schiffe werden sehr robust, aber auch sehr schwer.

Zwei verschiedene Bauarten können unterschieden werden

  • Klinker (englisch clinker)
    Der Bootskörper besteht aus schmalen, längs verlaufenden Planken (Festholz). Der Bau erfordert eine Bauform mit einigen wenigen Mallen für die Rumpfform und mit Steven, Kiel und Heckspiegel. Die Planken werden auf dieser Bauform einander an den Kanten überlappend ganz  genau zugeschnitten und dann zusammengenietet oder zusammengenagelt.
  • Kraweel (englisch carvel)
    Die schmalen, in Längsrichtung verlaufenden Planken aus Festholz werden auf einem Rumpfskelett aus Steven, Kiel, querlaufenden Rippen und dem Heckspiegel genau auf auf Stoss zugeschnitten und festgenagelt oder festgeschraubt. Die Stossfugen zwischen den Planken werden mit Hanf und Teer oder irgend einem Kunststoff abgedichtet. Das Verfahren erfordert ausserordentlich gute handwerkliche Fertigkeiten, sehr viel Wissen und Erfahrung, erhebliche Investitionen in Maschinen, Werkzeuge und Material und zudem sehr viel Zeit.

Mit diesen Bautechniken habe ich bisher noch keine eigene Erfahrung.

Klinker / Lapstrake

Boots-Rümpfe in Klinker-Bauweise haben sich über Jahrtausende entwickelt.


By Karamell – Own work, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=839681

Viele vermuten, dass diese Bautechnik mit den Langbooten der Wikinger ihren Höhepunkt überschritt und nicht weiter verfolgt wurde.


By Willhig at English Wikipedia – Transferred from en.wikipedia to Commons., Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5989782

Aber diese Bauweise wird bis heute in kaum veränderter Form weiter verwendet. Die Vollholz-Planken werden dabei auf einem sehr einfachen Gerüst mit Steven, Kiel, Transom und einigen wenigen Mallen für die Rumpfform zugeschnitten und dann zusammengenagelt oder -genietet. Diese Technik erfordert von den Bootsbauern sehr viel Wissen, Erfahrung und handwerkliche Fähigkeiten.

Das Aufkommen von neuen Klebstoffen und hochwertigen Bootbau-Sperrhölzern erweiterte die Lapstrake-Baumethode um die Möglichkeieit, leichtere Lapstrake-Rümpfe aus an den Plankenüberlappungen verleimtem Sperrholz zu bauen. Diese Methode der Beplankung ergibt sehr starke, steife, leichte und formschöne Rümpfe, die nie undicht werden. Das ist ein erheblicher Fortschritt. Aber so verleimte Lapstrake-Boote erfordern ein sehr steifes Baugerüst (Helling), sehr genau geschnittene Mallen für die Rumpfform (und davon wesentlich mehr als beim herkömmlichen Klinkerbau), längs verlaufende Hilfsleisten für den Plankenzuschnitt (Rib-Bands) und immer noch ausserordentlich gute handwerklioche Fertigkeiten.

Lapstrake

Die Lapstrake Technik (Plankenbauweise mit sich an den Stoss-Stellen überlappenden Sperrholz-Planken) als Weiterentwicklung des traditionellen Klinkerbaus mit Vollholzplanken ermöglicht den Bau von Booten, deren Plankenstruktur wie bei der traditionellen Klinker-Bauweise sichtbar ist. Die Sperrholz-Planken werden auf dem Baugerüst ausgemessen, zugeschnitten und dann auf dem Baugerüst genau aneinander angepasst und an den Überlappungen mit Epoxy verleimt.

Beachten
Das Klinker-Verfahren ist die aufwendigste Methode, ein Boot zu bauen.
Es ist viel aufwendiger als der Bau mit Leisten. Es ist definitiv kein Verfahren, das für Amateure geeignet ist.

 

 

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