Auswahl

Letzte Nachführung am 14 September 2022 um 21:13 Uhr

Ich will ein Boot

Sie haben sich entschieden: Sie wollen ein Boot bauen. Aber welches soll es denn sein?
Es gibt viele Möglichkeiten der Wahl, abhängig von Ihrem Temperament, aber in der Praxis müssen Sie ein paar Fragen beantworten.

Daraus ergeben sich die Kriterien für Ihr Bootsbauprojekt.

Einige grundsätzliche Überlegungen zu Beginn eines solchen Projekts sind hilfreich, um Ihr Vorhaben erfolgreich abzuschliessen. Das hat nicht zuletzt auch einen finanziellen Aspekt: Halbfertige Produkte lassen sich nur sehr schwer oder überhaupt nicht verkaufen und das investierte Geld ist dann meist verloren.

Wenn Sie die nachstehenden Fragen ehrlich beantworten, dann erhöhen Sie Ihre Erfolgsaussichten enorm.

Warum bauen?

Begründung

  • Warum will ich ein Boot bauen?
    Wenn Sie ein Boot bauen wollen, weil es billiger ist, werden Sie überrascht sein, dass Sie Boote sehr günstig auf den verschiedensten Internet-Plattformen kaufen können.
    Am Ende der Saison bekommen Sie oft ein brauchbares Boot für wesentlich weniger Geld als es Sie kosten wird, selbst eines zu bauen.
    Wenn Sie aber die Erfahrung oder die Zufriedenheit haben wollen, die der Selbstbau eines Bootes mit sich bringt,  dann ist das ein guter Grund, es zu tun. Ein weiterer Grund ist der Wunsch nach einem bestimmten Bootstyp, der einzigartig und einfach nicht verfügbar ist, oder nur sehr teuer zu bekommen ist.
    Einige Boote sind sehr schwer zu finden, da es keine grosse Nachfrage dafür gibt. So kann es zum Beispiel erstaunlicherweise eine wirkliche Herausforderung sein, ein richtig gutes Ruderboot zu bekommen. Viele Boote können gerudert werden, und Ruderschalen für den Einsatz in ruhigen Gewässern sind verfügbar. Aber Nicht-Wettkampf-Ruderboote für bewegtes Wasser mit Wellen sind eher unüblich, und die meisten käuflichen Boote haben für effizientes Rudern nicht die richtige Form oder sie sind dafür zu kurz.
    Aber auch für Leute, die gerne ein Projekt mit ihren Kindern oder Enkeln zusammen realisieren wollen, ist der Bau eines Boots eine wirklich gute Sache.
  • Habe ich ein Traumboot oder ein Bootsideal?
    Sie müssen begeistert sein von dem Boot, das Sie gewählt haben und das Sie bauen wollen.
    Ihre ursprüngliche Vorstellung davon, was Sie zum Schluss haben und was Sie damit tun wollen hilft Ihnen während des Baus ungemein, Momente der Entmutigung und der Vorstellung, dass das alles mühsam und schwierig zu lernen ist zu überwinden und weiter zu machen. Rational gesehen ist das Ihnen vorschwebende Boot Ihrer Träume ja wirklich nur schwer zu realisieren, aber Ihr Traum wird Ihnen dabei helfen, es fertigzustellen.

Welches Boot?

Typ, Grösse, Form und Ausstattung

  • Wo will ich mein Boot benutzen?
    See, Fluss, Wildwasser, Meer … ein Boot muss an das Gewässer angepasst sein, in dem Sie es fahren werden.
    Wenn Sie längere Zeit auf dem Meer unterwegs sind, dann brauchen Sie ein Boot, das dafür gross genug ist. Gibt es in Ihrem  Einsatzgebiet viele Wellen oder hohe Brecher, dann brauchen Sie ein Boot, das mit diesen Bedingungen klar kommt.
    Sind Sie auf der Suche nach einem Kanu für kleine Flüsse?
    Wollen Sie in flachen Sümpfen auf Entenjagd gehen?
    Sind Sie ein Ruderer, der Geschwindigkeitsrekorde brechen will?
    Nebst allen anderen Anforderungen ist die Sicherheit ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl eines Designs. Ihre Sicherheits-Ansprüche helfen Ihnen beim Entscheid für ein bestimmtes Boot.
    Definieren Sie die Grösse, den Typ,  die Form und die Ausstattung des Boots, das im von Ihnen definierten Einsatzgebiet sicher verwendet werden kann.
    Ihre nautischen Fähigkeiten und  die von Ihnen vorgesehene Einsatz-Umgebung bestimmen das Boot und auch dessen Design!
  • Was will ich damit tun?
    Tagesausflüge machen, wochenlange Touren unternehmen, Fitness fördern, Spass haben, Rennen fahren, Campieren, Fischen, Rudern, Paddeln, Segeln, eine Kombination aus verschiedenen Antriebsarten …
    Der Zweck bestimmt den Typ!
  • Wie will ich es antreiben?
    Ruder, Paddel, Stechpaddel, Segel, Sonnenenergie, Motor …
  • Bei welchen Wetterbedingungen will ich es benutzen?
    Schönwetter, Regen, Sturm ..
  • Mit wem will ich mein Boot benutzen?
    Benutze ich es allein, zu zweit oder mit der Familie?
    Baue ich ein grosses Boot, dann kann das Jahre dauern. Möglicherweise sind die Kinder bei der Fertigstellung dann schon ausser Haus.
    Die Beantwortung dieser Frage wird Ihnen sagen, wie gross Ihr Boot sein muss und wie komplex Ihre Anforderungen an Takelage und Segeln, Paddeln oder Sitzen sein werden. Ihre Antwort hilft auch bei der Entscheidung, wie gross Ihr Boot sein darf, wenn Sie keine Hilfe haben, um es zu transportieren, zu lagern und zu bewegen.
    Solo-Bootfahren macht Spass, aber Sie müssen dafür sorgen, dass Sie es sicher und einfach tun können.
    Einige Boote wie Kajaks oder Kanadier sind als Solo-Boote gut geeignet.
    Andere, wie z.B. einige Segelboote ab einer gewissen Grösse sind nahezu unmöglich allein und sicher zu benutzen.
  • Verwende ich ein eigenes Design?
    Wenn Sie selbst bauen, dann möchten Sie natürlich Ihr ganz spezielles und persönliches Boot haben. Die Versuchung ist deshalb gross, Ihr Boot selbst zu entwerfen.

    Mein kurzer und eindringlicher Rat dazu: Tun Sie es nicht!
    Ein wirklich gutes Design basiert auf Ingenieurwissen und ästhetischem Empfinden. Die Kombination beider Eigenschaften in einer Person ist recht selten. Aber auch der Weg vom Design (der Form) zum Bauplan ist lang, sehr zeitraubend und er erfordert gute Kenntnisse beim Ausarbeiten einer Konstruktion und deren Festigkeit und Sicherheit.
    Wenn Sie nicht über jahrelange Erfahrung und ein gerütteltes Mass an Wissen auf dem Gebiet des Bootbaus und des Bootdesigns verfügen, dann ist das Ergebnis in den meisten Fällen zwar ein  schwimmendes Objekt, aber nur sehr selten ein wirklich gutes Boot.
    Und ein unzulänglich entworfenes, konstruiertes und gebautes Boot wird Ihnen nie wirklich Freude machen.

    Wenn Sie aber trotzdem und auf jeden Fall einen eigenen Entwurf realisieren wollen, dann beauftragen Sie einen guten Bootsdesigner oder Bootbauarchitekten damit, die entsprechenden Pläne für Sie auszuarbeiten. Ideal ist es, wenn die damit beauftragte Person für Sie auch die detaillierten Baupläne, eine Materialliste und einen groben Bauablaufplan erstellt. Die Kosten dafür sind – auch wenn sie Ihnen Beginn sehr hoch erscheinen mögen – wirklich gut angelegtes Geld.
    Mit diesem Vorgehen ersparen Sie sich endlose Stunden an Arbeit beim Studieren von oft nur schwer verständlichen Designanleitungen und Bootsarchitektur-Handbüchern, beim Zeichnen von Hand oder am Computer. Und nicht zuletzt sparen Sie auch auch das hinausgeschmissene Geld für ein Produkt, das am Ende doch nicht so funktioniert, wie Sie es sich eigentlich vorgestellt haben.

    Als Alternative können Sie aber auch einen Ihren Vorstellungen nahe kommenden Plan oder Bausatz so verändern, dass Sie ganz genau das bekommen, was Sie haben wollen. Das setzt allerdings voraus, dass Sie sich vorher eine gewisse Erfahrung im Bootbau angeeignet haben und wirklich ganz genau wissen, was Sie da tun. Jedes ordentliche Boot wurde von seinem Designer für einen bestimmten Einsatzzweck optimiert. Ein Boot ist ein dreidimensionaler Körper. Wenn Sie irgend etwas daran verändern, sei es die Bauweise, die Abmessungen, das Volumen, die Tragkraft, das Gesamtgewicht, die Konstruktion, das Material oder die Struktur, dann kann das die Sicherheit, die Fahreigenschaften und die Festigkeit Ihres Boots so weit beeinträchtigen, dass es im Gebrauch gefährlich oder gar völlig unbrauchbar wird.

  • Wieviel Zeit will und kann ich investieren?
    Der Bau eines Boards oder eines Boots erfordert Zeit – viel Zeit. Die fehlt Ihnen dann möglicherweise für die Familie oder um surfen, paddeln oder segeln zu gehen.
    Zeitliche Angaben von Bausatzverkäufern oder Buchautoren für den Bauaufwand sind mit Vorsicht zu geniessen. Sie wollen keine Kunden abschrecken, sondern ihre Produkte verkaufen. Wenn Sie den angegebenen Aufwand mit 1,5 oder 2 multiplizieren, dann sind Sie eher auf der sicheren Seite. Eigene Modifikationen oder sehr hohe Ansprüche an die Qualität des Ergebnisses können Ihren Bauaufwand aber auch problemlos verdoppeln oder verdreifachen.
  • Wieviel Geld will und kann ich investieren?
    Der Bau eines guten Boards oder eines Boots kostet. Das war schon immer so. Nebst den Initial-Kosten für den Kauf eines Bauplans, eines Kits und des Baumaterials werden etliche Kosten für den Kauf von Verbrauchsmaterial und Werkzeugen anfallen. Da sich diese ungeplanten Zusatz-Ausgaben aber meist über einen längeren Zeitraum erstrecken, sind sie in der Regel aber meistens kaum ein Problem.
    Was Sie aber bei der Planung berücksichtigen sollten, sind Aufwendungen für die Ausrüstung Ihres Boots, vor allem dann, wenn es ein Segelboot ist. Paddel oder Ruder sind zu erschwinglichen Preisen zu bekommen, oder man kann sie selber bauen. Bei Segeln und den für Segelboote erforderlichen Beschlägen sieht das anders aus. Segel sind hochkomplexe, dreidimensionale Gebilde, und sie sind richtig teuer. Dasselbe gilt für die Beschläge, die hohe Lasten aushalten müssen und insbesondere dann, wenn sie auch salzwasser-tauglich sein müssen. Einschlägige Kataloge geben Ihnen einen Eindruck davon, womit Sie rechnen sollten.
  • Ist meine Partnerin / mein Partner mit an Bord?
    Oder ist sie/er mindestens tolerant gegenüber einem Bootsbauprojekt?
    Der Bootsbau erfordert viel Zeit, Energie und Konzentration. Er kann auch teuer sein.
    Es ist schwierig, ein Bootsprojekt an einem Partner vorbeizumogeln, der nicht auf Ihrer Seite ist. Es ist viel schöner, einen mitdenkenden und mitarbeitenden Partner zu haben, der sich so nicht vernachlässigt fühlt.
    Und wenn Sie es hinbekommn, dann wählen Se eine Partnerin oder einen Partner, der Spass am Schleifen hat – ich denke hier nur laut nach :-).
  • Zahlt sich das für mich aus?
    Falls Sie Ihr Erzeugnis einmal verkaufen möchten, dann sollten Sie sich in Bezug auf den möglichen Ertrag keine Illusionen machen. Viele Käufer sind zwar bereit, für Boote von bekannten Werften sehr viel Geld auszugeben. Für selbst gebaute Wasserfahrzeuge trifft das aber kaum zu.
    Wenn Sie viel Glück haben, dann kann es sein, dass Sie bei einem Verkauf – aber nur dann, wenn Sie wirklich absolut professionell und mit sehr hoher Qualität gebaut haben – wenigstens Ihre Investitionen in das Material zurückbekommen.

    Aber eines sollten Sie dabei nie vergessen:
    Die qualitativ hochwertige Zeit, die Sie mit dem Bau Ihres eigenen Wasserfahrzeugs verbringen, ist als Erfahrung absolut einmalig, äusserst befriedigend und damit schlicht und einfach unbezahlbar!

Bau

Womit, wie und wo baue ich?

  • Plan oder Bausatz?
    Sie können nahezu jedes Boot allein aufgrund von Plänen bauen.
    Viele davon gibt es im Massstab 1:1 für die wichtigsten Teile.
    Bei einem grossen Bauvorhaben empfiehlt es sich, den Plan von einem Bootsdesigner mit einem guten Ruf zu kaufen. Solche Pläne enthalten eine vollständige Materialliste und einen Baubeschrieb. Gute Baupläne haben Ihren Preis. Ihre Erstellung ist enorm arbeitsaufwendig, und wenn sie gut gemacht sind, sind sie jeden einzelnen Franken wert.
    Plan-Bauer sollten aber daran denken, dass die Beschaffung bestimmter vom Designer vorgesehener Materialien (z.B. 3 mm dickes Bootsbausperrholz) sich an ihrem Wohort, in ihrem Land oder sogar auf ihrem Kontinent als Problem oder gar als unmöglich herausstellen kann.
    Es gibt auch viele kostenlose Bootspläne. Oft, aber nicht immer sind solche Pläne nicht vollständig, die Anweisungen sind schlecht, oder das Bootsmodell ist veraltet und wurde verbessert. Die qualitative Bandbreite ist gross – vom Schrott bis zu sehr guten Plänen ist alles dabei.

    Es ist Ihr Entscheid, worauf Sie sich einlassen und womit Sie arbeiten wollen.

    Bausätze beschleunigen die Bauzeit, und sie verbessern – wenn sie wirklich gut sind – die Qualität. Sie bekommen sie entweder als vollständigen Bausatz mit sämtlichen Teilen und Materialien und einer detaillierten Bauanleitung oder als Teilbausätze, z.B. nur mit den zum Bau erforderlichen  Spanten. Teilbausätze (sogenannte Wood Only Kits) enthalten nur die wichtigsten Bauteile wie z.B. Spanten oder Planken in fertig zugeschnittener Form. Solche Teile – Planbauer übertragen sie von den Plänen auf das Holz und sägen sie dann selber zu – werden heute in der Regel sehr genau mit computergesteuerten Fräsmaschinen hergestellt. Sie ersparen sich mit solchen Teilbausätzen eine Menge von sehr anspruchsvoller und zeitraubender Arbeit. Wegen der sehr effizienten industriellen Fertigung in grossen Stückzahlen kosten sie meist auch nicht wesentlich mehr als das reine Material für diese Teile.

    In allen Bausätzen fehlen in der Regel nur die Werkzeuge, das Verbrauchsmaterial für den Bau und die Lacke zur Fertigstellung.

    Abhängig vom Lieferland kann es aufgrund von internationalen Versandbeschränkungen für Gefahrgut auch sein, dass Flüssigkeiten wie Harz und Härter im Lieferumfang nicht enthalten sind.

  • Welche Fertigkeiten habe ich?
    Um Ihr Boot zu bauen, müssen Sie Holz schneiden, bohren, messen, klemmen, hobeln, hobeln, einschrauben. Sie  sollten sich wohl fühlen, diese Dinge selbst zu tun oder zumindest jemanden um sich herum haben, der es Ihnen  zeigen kann.
    Viele Bootspläne sind für Anfänger mit sehr wenig Erfahrung konzipiert. Die Designer werden Ihnen offen sagen, was sie von Ihnen erwarten. Bausätze erfordern weniger Geschicklichkeit, da der grösste Teil des Zuschneidens von Teilen entfällt.
    Einige Methoden des Bootsbaus wie Stitch-and-Glue (Nähen und Kleben) sind für Anfänger sehr einfach und nachvollziehbar.
    Wichtiger als Ihre fachliche Qualifikation ist Ihre Bereitschaft, ein Projekt abzuschliessen. Es ist keine lohnende Sache, ein Bootsbauprojekt zu starten und es nie zu beenden. Designer werden wissen, wie lange es dauert, ihr Boot zu bauen und sie werden es Ihnen sagen. Sie können dann online in Bootsbau-Foren gehen und überprüfen, wie lange echte Leute gebraucht haben, um ähnliche Boote zu bauen.

    Es hat sich erwiesen, dass auch Leute mit zu Beginn geringen handwerklichen Fähigkeiten sehr schöne Ergebnisse erzielen können. Sie brauchen dafür einfach länger als jemand, der wirklich sehr gute Kenntnisse und Fertigkeiten hat. Ausschlaggebend für den Erfolg sind vor allem die zwei nachfolgend aufgeführten Punkte:
    Habe ich Geduld und Ausdauer?

    Erfolgreicher Selbstbau setzt voraus, dass Sie die Geduld aufbringen, für Sie Neues gründlich zu studieren und zu verstehen. Bei der Ausführung ist dann Ausdauer gefragt. Es gibt beim Bau immer wiederkehrende Tätigkeiten, die nicht besonders attraktiv erscheinen. Es kann hart sein, an einem Boot oder Board tagelang zu schleifen. Aber wenn Sie das Ergebnis vor Augen haben – zum Beispiel einen wohlgeformten Rumpf ohne Dellen und Beulen oder eine hochglänzende Oberfläche ohne jeden Makel – dann halten Sie so einiges aus.

    Sind Sie bereit, Fehlschläge zu akzeptieren und zu korrigieren?
    Es ist nicht wichtig, keine Fehler zu machen – sie sind unvermeidlich. Ausschlaggebend ist, wie Sie damit umgehen. Sobald die erste Frustration überwunden und die Ursache des Fehlers gefunden ist, dann schmeissen Sie das fehlerhafte Teil weg und bauen es neu und besser. Das kann im Extremfall – der zum Glück nur sehr selten vorkommt – den Verlust von mehreren Wochen Arbeit oder gar des ganzen bisherigen Bauergebnisses bedeuten.

  • Gibt es jemanden, der mir beim Bau hilft?
    Es ist möglich, Boote allein und ohne jegliche Hilfe von anderen zu bauen. Der Bau ist einfacher, wenn Sie dabei Hilfe haben.  Oftmals ist ein weiterer Satz ungelernter Hände, die gelegentlich zur Verfügung stehen, alles, was Sie brauchen. Bootsbau ist von einer Person machbar, da die meisten Teile recht leicht sind. Es ist aber schön, jemanden um sich zu haben, der Sie ermutigt oder Ihnen hilft, die manchmal verwirrenden oder mysteriösen Anweisungen in einer Bauanleitung wirklich zu verstehen. Unbelastete Dritte liefern oft auch Anregungen, auf die Sie allein niemals gekommen wären.
    Und nicht zuletzt gibt es etliche Bootsbauforen im Internet, die eine Menge Informationen und gute Laune zu bieten haben.
  • Wo will ich bauen?
    Die Antwort auf diese Frage wird oft bestimmen, welche Art und welche Grösse von Boot Sie bauen können.
    Der Ort zum Bauen ist ein wichtiges Kriterium bei der Entscheidung, welches Boot Sie bauen wollen.
    Sie benötigen einen Bereich, der warm genug ist, um Epoxidharz aushärten zu lassen (wenn Sie planen, es zu verwenden). Ihr Arbeitsbereich  sollte sicher, gross genug und angenehm zu benutzen sein, um Ihr Bootsbau-Erlebnis angenehm zu gestalten.
    Hier ist es wichtig, den Partner zur Seite zu haben, denn Sie werden einen ziemlich grossen Raum für eine ziemlich lange Zeit belegen.
    Eine Boots-Bauerin hat ihr Kanu in ihrem Wohnzimmer gebaut. Ihr Partner war zuerst leicht verärgert und etwas amüsiert. Seine Anerkennung ihrer Arbeit stieg in dem Masse, in dem das Kanu anfing, Form anzunehmen und wie ein echtes Boot auszusehen. Er hatte zudem einen eigenen Wohn- und Fernsehraum, also hat sie ihm nicht all zuviel von seinem Platz weggenommen.

    Es gibt viele Möglichkeiten, Garage, Wohnzimmer, Keller, Hinterhof, Lofts mit grossen Fenstern, Balkone, Scheunen.

    Wenn Sie sehr wenig Platz haben, dann können Sie ein kleines Boot oder ein Teilboot bauen, das für den Gebrauch zusammengesetzt werden kann.Es ist möglich, aber nicht ideal, ein Board oder ein Boot im Freien oder im eigenen Wohnzimmer zu bauen.

    Wesentlich bessere Voraussetzungen bietet ein Raum, der hell, trocken, im Winter beheizbar, gut belüftbar und gross genug ist, dass man ohne Verrenkungen um das ganze Produkt herum gehen kann, auch wenn es einmal seine gesamte Grösse hat.
    Gut erreichbare Ablagen für Material wie Holz, Epoxid, Glasgewebe, Leim und Werkzeuge erleichtern die Arbeit ungemein. Und deren schnelle und einfache Erreichbarkeit kann wesentlich dazu beitragen, dass man zügig vorankommt.
    Nicht zuletzt sollte man darauf achten, dass der Raum eine Öffnung hat, die gross genug ist, dass man das fertige Produkt durch sie ins Freie schaffen kann. Ihr Boot wird sonst zu einem dauernden Bestandteil Ihrer Einrichtung.

  • Kann ich in der Umgebung meines Bauplatzes die erforderlichen Baumaterialien bekommen?
    Materialien sind nicht überall leicht verfügbar und oft sperrig und teuer im Versand. Bootsbauzubehör und -teile sind oft überraschend teuer. Einfache Dinge wie Schleifscheiben und Einweghandschuhe sind meiste schnell, einfach und zu einem geringen Preis zu bekommen. Die meisten Pläne enthalten eine Material-Liste, mit deren Hilfe Sie die Preise für die Hauptteile ermitteln können. Sie müssen dann Hardware, Verbindungselemente, Fertigungsmittel und Materialien hinzufügen. Zusätzliche Kosten verursachen das Rigging (Mast, Segel, Beschläge aller Art), Sicherheitsmaterial und Reinigungsmittel.
    Wählen Sie en Boot, das Materialien verwendet, die Sie sicher irgendwo in Ihrer Nähe bekommen können.
    Als Alternative dazu können Sie auch einen kompletten Bootsbausatz kaufen. Denken Sie nicht, dass ein Bausatz kein echter Bootsbau ist. Sie werden auch damit eine Menge Arbeit zu erledigen haben. Aber ein Bausatz erspart Ihnen einiges an Zeit für die manchmal recht aufwändige Materialbeschaffung. Sie sollten aber daran denken, dass auch ein Bausatz nur die zugeschnittenen Hauptteile für den Bau Ihres Boots enthält. Der Kauf eines Bausatzes kann, muss Sie aber nicht weniger kosten, als der separate Kauf der Materialien. Insbesondere sehr grosse Kit-Hersteller bezahlen für Ihr Material wegen Ihres Gross-Einkaufs weniger als ein privater Bezüger von kleinen Mengen. Allerdings können hohe Transport- und Importkosten einen Bausatz aus dem Ausland erheblich verteuern.
  • Habe ich die erforderlichen Werkzeuge?
    Was man für den Bau braucht, hängt sehr stark vom gewählten Projekt ab.
    Ein Groenlandpaddel kann man mit einer Handsäge, einem kleinen Handhobel und etwas Schleifpapier herstellen.
    Für den Bau eines Groenlandkajaks braucht man zusätzlich eine Bohrmaschine, verschiedene Bohrer, ein bis zwei Stechbeitel, einen Hammer, ein Messer, eine Schere und eine Nähnadel.
    Auch für komplexere Vorhaben können Sie mit einer sehr kleinen Auswahl an Bootsbauwerkzeugen auskommen, aber es gibt einige davon, die wichtig sind.
    Sie brauchen eine Tischkreissäge oder jemanden, der eine hat. Holzbretter können Sie möglicherweise gegen eine geringe Gebühr auf Mass zugeschnitten bekommen.  Aber wenn Sie Leisten zuschneiden lassen, wird das recht schnell teuer. Sie benötigen eine Bohrmaschine, eine Exzenter-Schleifmaschine, eine Stichsäge, eine Japansäge, eine Japanraspel, einen Satz guter Stechbeitel, mindestens einen Farbschaber mit einer extraharten Karbid-Klinge, ein Massband, ein Lineal, einen Winkel, ein Universalmesser, viele (!) Schraubzwingen und Klemmen, und noch mehr Schraubzwingen und Klemmen. Ein Staubsauger hilft, den Arbeitsplatz einigermassen staubfrei und Sie gesund zu erhalten. Auch eine Oberfräse oder noch besser eine Tischfräse mit Fräslift ist manchmal nützlich. Mehrere Hobel unterschiedlicher Grösse sind unabdingbar. Einige Leute mögen Bandschleifmaschinen, aber ich finde sie ein wenig zu schnell für mein Können.
    Der Plan, den Sie verwenden, wird möglicherweise eine Werkzeugliste haben. Wenn Sie einen Bausatz verwenden, dann ist die Werkzeugliste für den Bootsbau vermutlich ein bisschen kürzer.
    Generell lässt sich sagen, dass sich sehr viel mit einfachen Handwerkzeugen herstellen lässt – es ist nur mühsamer als mit einer für einen bestimmten Zweck spezialisierten Maschine und es dauert auch länger.

    Der Werkzeug- und Maschinenpark wächst mit der Bauzeit. Man kauft sich einfach nach und nach das dazu, was man sich wünscht, um Zeit zu sparen oder um sich die Arbeit zu erleichtern.

Betrieb und Unterhalt

Transportieren, Lagern, Kosten

  • Wie komme ich mit meinem Boot zu meinem Einsatzgebiet?
    Je nach Lagerort müssen Sie Ihr Wasserfahrzeug zum Wasser und auch wieder zurück bringen.
    Wie wollen und können Sie Ihr Boot zum Wasser bringen? Brauchen Sie dafür einen Anhänger und ein Zugfahrzeug? Das Gewicht und die Grösse des Wasserfahrzeugs sind dabei von Bedeutung. Grosse Boote brauchen zum Ein- und Auswassern möglicherweise einen Kran.
    Wollen Sie Ihr Boot am Stück haben oder zusammenfalten und in den Kofferraum legen?
    Was ist das maximale Gewicht, das Sie bequem handhaben können, wenn Sie nach einem Bootfahrttag müde sind?
  • Wo will ich und kann ich mein Boot lagern?
    Zu Hause, geschützt/ungeschützt, in einem Hafen im Wasser, oder ausserhalb des Wassers in einer Hütte oder einem Bootsclub?
  • Wieviel will und kann ich für den jährlichen Unterhalt aufwenden?
    Wenn Sie Ihr Wasserfahrzeug selbst gebaut haben, dann können Sie das allermeiste daran auch selber reparieren, was die Unterhaltskosten für die Arbeit erheblich reduziert. Das gilt aber nicht für das für den Unterhalt benötigte Material. Ihr Wasserfahrzeug kann zudem Bestandteile haben (z.B. Segel, Beschläge, Motorantrieb usw.), die Unterhaltsaufwand durch Dritte zur Folge haben können.
  • Brauche ich eine Zulassung?
    Bestimmte Wasserfahrzeuge müssen amtlich abgenommen, zugelassen und mit einer Immatrikulation versehen sein. Ob das der Fall ist, hängt vom Bootstyp, vom Antrieb und vom Einsatzort oder vom Einsatzgebiet ab. Erfragen Sie die geltenden Bestimmungen bei dem für Ihr Zulassungsgebiet zuständigen Amt.
    In der Schweiz benötigen einige Wasserfahrzeuge keine Zulassung und damit auch keine Immatrikulation. Dazu gehören zum Beispiel Kajaks und Kanus, Stand-Up-Paddleboards, Sport-Ruderboote mit Rollsitz oder Rollausleger und sehr kurze Boote ohne Motor mit einer Länge von unter 2.5 Metern (z.B. ein Dinghy).
    Ermitteln Sie die entsprechenden Prüfungskosten und die allenfalls anfallenden jährlichen Gebühren.

Kommentare sind geschlossen.